Arbeitsgruppe Ortsgestaltung-Denkmalschutz
von Klaus Geggus
Seit seiner Gründung im Jahre 1965 hat sich der BHV für die Bewahrung der historischen Ortsmitte eingesetzt. Leider wurden trotzdem zwei besondere Gebäude, nämlich das Gasthaus Lamm (Ecke Marktplatz/Bahnhofstraße) und das Anwesen Getränke Kreuzinger (hier war früher der jüdische Geschirrladen Löwenstein), wegen der angeblichen Verkehrsführung abgerissen. Ganz besonders die Verkehrslinienführung der L559 durch die Jöhlinger Straße war uns ein Dorn im Auge. Eine große Mehrheit des Vereins unterstützte damals die Mauertaltrasse, für die unser Ehrenvorsitzender Ernst Kühnle vehement eintrat, die aber leider mit einer knappen Mehrheit im Gemeinderat abgelehnt wurde. Auch hätte der BHV die B3 lieber als Umgehungsstraße gesehen, um den starken Durchgangsverkehr, der bis heute immer noch viele Anwohner in der Bruchsaler- und Durlacher Straße belästigt, aus unserem Ort zu verbannen.
In den 70er Jahren beherrschten die Diskussionen über eine komplette Verdolung des Walzbaches und das damit verbundene Problem eines Abrisses der historischen Tullabrücke das politische Leben in unserem Ort. Der BHV bildete Arbeitsgruppen, um einen Stopp der Walzbachverdolung und den Erhalt der Tullabrücke in der Ortsmitte zu erreichen. Viele Informationsveranstaltungen und Pressearbeit waren erforderlich, bis ein Umdenken erreicht wurde. Neu gewählte Gemeinderäte, wie Ruth Aich, Kurt Steinert, Klaus Kärcher, Roland Felleisen, Hans-Dietrich Reichert und andere erreichten am 28. März 1977 eine deutliche Mehrheit im Gemeinderat für den Stopp der Verdolung des Walzbaches. Dies war ein großer Schritt für die Erhaltung der historischen Ortsmitte. Doch jetzt begann die Arbeit im Vorstand des Vereins erst richtig.
Die Erhaltung der denkmalgeschützten Tullabrücke war ja noch nicht in trockenen Tüchern. Außerdem mussten viele Gespräche mit Anwohnern zwecks Erhaltung und Sanierung der historischen Bürgerhäuser geführt werden. Es war sehr erfreulich, dass damals viele, insbesondere zugezogene Bürger, alte Häuser kauften und vorbildlich restaurierten.
Nicht immer war der Verein bei dem Entscheidungsgremium Gemeinderat „Lieb Kind“, zumal er parteineutral und zukunftsorientiert die Probleme betrachtete. Das Eintreten für denkmalwürdige Objekte und das Einmischen in aktuelle Gestaltungsprobleme war uns sehr wichtig, denn in seiner Satzung setzt sich der Verein ganz besonders zum Ziel, bei der Ortsgestaltung und bei der Erhaltung denkmalgeschützter und heimatkundlich wichtiger Häuser und Objekte ein Mitspracherecht zu haben. Die Wahrnehmung von berechtigten Bürgerinteressen steht außerdem ja schon im Vereinsnamen.
Auch um sonstige nicht geschützte heimatkundlich wertvolle Objekte kümmerte sich der Verein intensiv und bildete zu diesem Zweck immer wieder neue Arbeitsgruppen. Wir machten es uns zur Aufgabe, möglichst jedes Jahr ein solches Projekt zu bearbeiten.
Schon im Jahre 1975 wurde das durch den Neubau der B3 gefährdete Christuskreuz an den Eingang des Effenstiels an den Waldrand versetzt. Der Sallenbuschbrunnen wurde als Naturdenkmal restauriert, und das Christuskreuz in der Kirchstraße durch Zusammenarbeit mit dem erzbischöflichen Bauamt konserviert. So wurde zum Beispiel in einer Arbeitsgruppe die Beschilderung heimatkundlich interessanter Gebäude mit Informationstafeln aus Bronzeguss durchgeführt. Die Herstellung der Tafeln erfolgte durch die Weingartener Firma Gablenz. Weiterhin wurde die Erhaltung des „Dreieckigen Gemarkungssteines“ (Jöhlingen-Berghausen -Weingarten) am Fikentscher Weg durch Restauration forciert.
Die letzte Mauer der ehemaligen Burg Schmalenstein wurde durch Konservierung der Nachwelt erhalten.
Bei der Rathausplatzplanung durch die Gemeinde Weingarten (Einweihung erfolgte im Juni 2000) war der Bürger-und Heimatverein als Berater beteiligt, konnte aber nicht verhindern, dass vier Häuser abgerissen wurden. Beim ausgeschriebenen Wettbewerb gab es keinen ersten Platz, vielleicht hätte man durch eine nochmalige Ausschreibung eine bessere harmonische Einbindung in die historische Ortsmitte erreichen können. Auch der intensive Einsatz für den Tabakschuppen in der Ringstraße konnte den Abriss nicht verhindern.
Die zwei Großprojekte, Einrichtung eines Museums im Turm und die Installation eines Wasserrades am Gailbumber, gehören auch in den Bereich Denkmalschutz-Ortsgestaltung.
Folgende Vorstandsmitglieder, die sich auf diesem Sektor besonders engagierten, waren Ruth Aich, Gerhard Huber, Ernst Wolf, Herbert Wieczorek, Horst Bartholomä, Anton Machauer und Klaus Geggus, der meist federführend aktiv war, und viele weitere Helfer.
In jüngster Zeit haben wir an der Infotafel über die Synagoge an der katholischen Kirche zusätzlich zwei Bildtafeln angebracht.
Aktuell arbeiten wir zurzeit an zwei umfangreichen Projekten, die auch zu diesem Bereich gehören:
1. Die Einrichtung eines Keltenweges im Bereich Dörnig rund um die Hügelgräber.
2. Restaurierung und Sanierung der historischen Grabsteine am „Alten Friedhof“.
Damit bei den zukünftigen Projekten möglichst keine gravierenden Fehler gemacht werden, muss die Arbeitsgruppe Ortsgestaltung-Denkmalschutz rechtzeitig beratend eingreifen. Es muss nämlich bei jeder Initiative immer auch beachtet werden, dass wertvolles heimatkundliches Kulturgut erhalten bleibt. Deshalb sind wir trotz manchmal unterschiedlicher Meinungen an einer guten Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister, der Gemeindeverwaltung und dem Gemeinderat interessiert.